Deine Promotion hängt auch von deinem Betreuer* (bekannt als Doktorvater bzw. Doktormutter) ab. Im besten Fall ist die Betreuung gut und wirkt sich motivierend auf dich aus, im schlimmsten Fall ist sie genau das Gegenteil.
Weil es in den Hochschulgesetzen der Länder so vorgeschrieben ist.
Aufgrund der Gesetzesvorlagen erlassen die Hochschulen die Promotionsordnungen für ihre Fakultäten. Diese beinhalten dann in der Regel einen Paragrafen zur Betreuung des Doktoranden.
Für die Fakultät für Geowissenschaften der Ruhr-Universität Bochum, meinem ehemaligen Fachbereich, gilt Stand heute die Promotionsordnung vom 31.05.2016. Hier ist unter § 7 Betreuung, Betreuungsvereinbarung vermerkt:
(I) Mit der Annahme als Doktorandin oder Doktorand wird ein Anspruch auf Befassung durch den Promotionsausschuss und die Betreuung durch mindestens zwei Betreuende sowie nach Zulassung gem. § 9 auf Begutachtung der Dissertation begründet. Die Erstbetreuerin bzw. der Erstbetreuer muss in der für das Promotionsvorhaben relevanten Fachrichtung ausgewiesen sein. Eine Betreuerin oder ein Betreuer muss Mitglied der Fakultät für Geowissenschaften sein. Die weitere Betreuerin bzw. der weitere Betreuer kann ein anderes Fachgebiet vertreten als die Erstbetreuerin bzw. der Erstbetreuer.
Soweit also die rechtlichen Voraussetzungen, die sowohl für intern als auch extern Promovierende gelten.
(Wer Gesetzestexte lesen mag: Eine Übersicht über die Hochschulgesetze der Länder findest du auf den Seiten der Kultusministerkonferenz.)
Natürlich stellt sich die Frage nach einem Betreuer auch für jemand, der vielleicht gerade im Master studiert und über eine anschließende Doktorarbeit nachdenkt. Ich gehe in diesem Fall aber erst mal davon aus, dass die Person noch gut in den Hochschulalltag eingebunden ist und es leichter hat, vorhandene Kontakte zu Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern etc. zu nutzen.
Du bist aber schon länger aus dem Hochschulalltag raus.
Deine ehemaligen Professoren sind alle emeritiert (wenn du seit 20 Jahren keine Hochschule mehr von innen gesehen hast, wird das sehr wahrscheinlich der Fall sein), du kennst kaum jemanden, der an einer Hochschule arbeitet und deine alten Kommilitonen sind in alle beruflichen Richtungen verstreut.
Und falls du nicht zu den Fällen gehörst, die von einem von sich aus interessierten Betreuer spontan eine externe Promotion angeboten bekommen haben (so wie ich, hier mehr über meine Geschichte), dann musst du dich wohl oder übel selbst auf die Suche begeben.
Nehmen wir an, du hast schon ein grobes Thema im Auge, bist auf ein konkretes Problem gestoßen oder interessierst dich brennend für ein Themenbereich aus deinem beruflichen Umfeld.
Dann brauchst du als einen der nächsten Schritte einen Betreuer an einer Hochschule mit Promotionsrecht. (Ob sich diese in Deutschland oder dem Ausland befindet, ist vorerst zweitrangig.)
Am besten startest du deine Recherche, indem du dich auf den Internetseiten deiner damaligen Hochschule bzw. der entsprechenden Fakultät oder dem entsprechenden Institut umsiehst.
Vielleicht ergeben sich hier schon erste Kontaktmöglichkeiten.
Falls nicht – und im Sinne einer umfassenderen Recherche – weite deine Suche auf andere Hochschulen aus. Du kannst dazu prima das Informationsportal GERiT (German Research Institutions) nutzen. Bei der Übersicht über 29.000 Institute und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen solltest du schnell fündig werden.
Weitere Anregungen zur Betreuersuche:
Frage dich besser: Was erwartest du von deinem Betreuer? Was ist dir wichtig?
Ganz unabhängig vom Thema.
Das Thema muss der Betreuer natürlich befürworten und annehmen. Aber auch ihn kostet die Betreuung deiner Promotion über längere Zeit viel Arbeit, Zeit und Energie.
Im besten Fall sollte deshalb eure Chemie stimmen. Wie in jeder anderen Beziehung auch. Dir ist nicht geholfen, wenn dein Betreuer zwar fachlich top, aber entgegen deinen Erwartungen nicht erreichbar, unmotiviert oder (gibt es auch) übermotiviert ist. Also:
Einen lesenswerten Artikel über die Tücken des Betreuerfindens gibt es hier: ZEIT Campus Ratgeber Promotion.
Auch wenn du alles oben Genannte beachtet hast, dein Bauchgefühl stimmt und du zufrieden mit deinem Betreuer bist, kann es trotzdem hin und wieder zu Unstimmigkeiten kommen. Wie eben in jeder Beziehung.
Ich selbst bin auf halben Weg wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit mit meinem Doktorvater aneinandergeraten. Und das nach jahrelanger harmonischer Zusammenarbeit im Studium. Das hat mich kurzzeitig irritiert, war aber letztendlich schnell aus dem Weg geräumt.
Und ich spreche für Thorsten mit, wenn ich sage, dass wir uns für unsere Teamdissertation keine bessere Betreuung hätten wünschen können.
Von anderen Promovierten und meinen Kunden habe ich da ganz andere Geschichten über ihre Betreuer gehört. Schlechte Erreichbarkeit ist da noch das geringste Problem.
Eine klare Kommunikation zu oben gestellten Fragen sollte die Zusammenarbeit in eine für beide zufriedenstellende Richtung lenken. Wenn es jedoch mal brenzliger als lieb wird, stehen in Konfliktfällen in der Regel der Promotionsausschuss und Ombudspersonen zur Verfügung.
Ich wünsche dir eine erfolgreiche Suche nach deinem Betreuer!
Und dass die eingegangene Betreuungsbeziehung eine durchweg gute für beide Seiten ist!
Herzliche Grüße
Sandra
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*Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Form gewählt, es ist jedoch immer die weibliche Form mitgemeint.