Ruhrgebiet & Rheinland – Viel zu entdecken zwischen Zechen und längster Theke

Ruhrgebiet & Rheinland – Viel zu entdecken zwischen Zechen und längster Theke

Im April 2023 habe ich Reisebusse voll wissbegieriger Ruhrgebiet-Rheinland-Touristen begleitet.

Welch Glück, dass sie ein waschechtes Ruhrpottkind löchern konnten.

Das war der Auftakt zu meiner Reisebegleitung-Saison dieses Jahr. Ein paar Reisen nach Holland und vielleicht noch einmal durchs Ruhrgebiet-Rheinland werden folgen.

Die Reise führte uns zu Weltkulturerbestätten wie Zeche Zollverein und den Kölner Dom, aber auch zur höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands und an die längste Theke der Welt.

Vorweg:

  • Die Gäste waren von den besuchten Orten begeistert. Kaum jemand hatte vorher das Ruhrgebiet oder Rheinland besucht, viele waren sowohl von der Industriegeschichte als auch der Natur angetan.
  • Ich selbst habe meine Heimat auch noch einmal aus einem anderen Blickwinkel kennengelernt.

In diesem Blogartikel liest du über meine Aufgaben als Reisebegleitung, wo du für eine super Aussicht über das Ruhrgebiet hinauf musst und welches Museum für mich ein absolutes Muss ist.

Warum arbeite ich als Reisebegleitung?

Für den Veranstalter habe ich bereits in 2016 gearbeitet und im letzten Jahr Touren zur Floriade Expo 2022 nach Holland begleitet.

Ich mache das aus purer Lust an der Freude, denn als Geographin reise ich für mein Leben gerne. Es gibt jede Menge neue Eindrücke sowie neues Wissen für mich und die Gäste. Wenn die Gäste dann zufrieden nach Hause fahren, freut mich das enorm.

Reisebegleitung Floriade

Meine Aufgaben als Reisebegleitung

Meine Hauptaufgabe ist, den vorgegebenen organisatorischen Ablauf der Reise zu gewährleisten.

Ich kommuniziere mit dem Hotel und organisiere den Check-in für die Gäste, bespreche den Ablauf der Gästebewirtung mit dem Restaurant und melde uns bei den Dienstleistern der Ausflugsziele an. Zusammen mit meinem Busfahrer sorge ich dann dafür, dass alle Gäste pünktlich an den Zielen ankommen und bei Führungen ihre Eintrittskarten erhalten.

Die Gäste haben eine klassische Busreise gebucht. Die Reiselust ist nach der Pandemie weiterhin ungebrochen, und so begleite ich aktuell keinen Reisebus unter 50 Leute (inklusive dem Fahrer und mir). Da die Zielgruppe des Veranstalters Rentner sind, muss ich bei der Organisation auch auf verschiedene Bedürfnisse wie zum Beispiel Gehschwächen Rücksicht nehmen.

Des Weiteren kümmere ich mich um das Wohlergehen der Gäste. Unterwegs erzähle ich ihnen einiges zu der Landschaft und den Orten, die wir besichtigen. Haben die Gäste Wünsche oder Beschwerden, gebe ich diese an entsprechende Stellen weiter, biete Alternativen an und beschwichtige gegebenenfalls.

Treffe ich Reisebegleiterkollegen, so tauschen wir uns über unsere Touren aus und versorgen uns gegenseitig mit Infos und Tipps.

Ruhrgebiet – Viel Industriekultur und Natur

Über meine Heimatregion hält sich hartnäckig das Gerücht, dass hier alles verqualmt und schwarz ist.

Dem ist seit Ewigkeiten nicht mehr so. Die letzte Zeche wurde 2018 geschlossen, rund 1/3 des Ruhrgebiets sind Grünflächen.

Kaisergarten

Davon konnten sich die Gäste direkt in dem seit 1898 öffentlich zugänglichen Kaisergarten Oberhausen überzeugen. Hier lädt das 28 Hektar große Landschaftsschutzgebiet am Rhein-Herne-Kanal zum Spazieren, sportlicher Aktivität oder Seele baumeln lassen ein.

Der angrenzende Tierpark ist besonders bei Familien mit Kindern beliebt, Kunstinteressierte können in der Ludwigsgalerie im Schloss Oberhausen verschiedene Ausstellungen anschauen.

Die über 400 m lange Slinky springs to fame-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal mit ihren 496 Spiralwindungen ist ein optisches Highlight und verbindet den Kaisergarten mit dem gegenüberliegenden Sportpark und dem anschließenden Landschaftsraum der Emscher.

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Halde Hoheward

Zusammen mit der Halde Hoppenbruch und der Zentraldeponie Emscherbruch ist die Halde Hoheward in Herten die größte Haldenlandschaft im Ruhrgebiet. Auf 152,5 m über dem Meeresspiegel hat man bei gutem Wetter eine fantastische Aussicht über das ganze Ruhrgebiet. Bei sehr guter Sicht ist sogar der Rheinturm in Düsseldorf erkennbar.

Die Halde ist für die Öffentlichkeit freigegeben und kann über verschiedene Zugänge direkt oder über Serpentinen zu Fuß erklommen oder mit dem Fahrrad befahren werden. Wer die Halde auf der Balkonpromenade umrundet, hat auf rund 6,4 km Aussichten in jede Himmelsrichtung. Entlang der Promenade gibt es 10 Aussichtsbalkone mit Informationstafeln. Wer es sportlich mag, kann die Himmelstiege mit 500 Stufen zum Plateau erklimmen.

Wir sind (mit Genehmigung) mit dem Bus nach oben gefahren und haben direkt neben dem Horizontobservatorium geparkt.

Das Horizontobservatorium auf der Halde Hoheward ist eine moderne Version prähistorischer Steinkreise und besteht aus einer kreisrunden, ebenen Fläche von 88 m Durchmesser, in deren Mitte sich zwei Bögen (Himmelsäquator und Meridian) mit einem Radius von 45 m spannen. Das 2008 errichtete Bauwerk genießt zweifelhaften Ruhm, da es kurz nach der Errichtung aufgrund von Rissen an den Schweißnähten gestützt werden muss. Seitdem gibt es einen teuren Gutachterstreit.

Zeche Zollverein

Das heutige UNESCO-Welterbe war von 1851–1986 in Betrieb. Die Steinkohleförderung betrug bis zu 3 Millionen Tonnen pro Jahr, rund 8.000 Bergleute arbeiteten im Schichtwechsel über und unter Tage. Zu Recht kann gesagt werden, dass von Zollverein aus deutsche Industrie- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben wurde.

Nach der Stilllegung wurde die Anlage in Etappen saniert und ausgebaut, um einen lebendigen Kultur- und Wirtschaftsstandort zu schaffen. Das UNESCO-Welterbe Zollverein umfasst eine Gesamtfläche von 100 Hektar mit den Bereichen Schacht XII, Schacht 1/2/8 und der Kokerei.

Seit der Ernennung zum Weltkulturerbe 2001 ström(t)en jährlich 1,5 Millionen Menschen zur Zeche Zollverein, die im Rahmen von Führungen die original erhaltenen Übertageanlagen und die stillgelegten Produktionsstätten der Kokerei Zollverein besichtigen können. Außerdem gibt es auf Zollverein eine Eventlocation, wechselnde Veranstaltungen, ein Designhotel und die Möglichkeit, zu heiraten.

Wir haben die Führung „Kohlenwäsche mit Ausblick“ mitgemacht.

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Villa Hügel

Die Villa Hügel in Essen war von 1873 bis 1945 das Wohn- und Repräsentantenhaus der Industriellenfamilie Krupp. Die Villa hat 269 Räume auf 8.100 m² und liegt inmitten eines 28 Hektar großen Parks über dem Baldeneysee. Jeder, der weltweit Rang und Namen hatte, versammelte sich in der Industrialisierungszeit Deutschlands bei den Krupps.

Die Villa und der Park sind öffentlich zugänglich. Es gibt eine Dauerausstellung zur Familien- und Unternehmensgeschichte im „Kleinen Haus“, für das Haupthaus können verschiedene öffentliche und private Führungen gebucht werden.

Wir haben die „Überblickführung“ durch das Haupthaus der Villa bekommen.

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Rheinland – Zwischen höchster Brücke und längster Theke

Müngstener Brücke

Die Müngstener Brücke ist mit 107 m die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Sie überquert zwischen Remscheid und Solingen das Tal der Wupper auf einer Gesamtlänge von ca. 465 m. Die Brücke wird heute ausschließlich für den Bahnverkehr der S-Bahn-Linie zwischen Wuppertal und Solingen genutzt.

Unter der Brücke erstreckt sich am Ufer der Wupper der Brückenpark Müngsten mit dem Gasthaus Haus Müngsten, einer Minigolfbahn, Liegewiesen und vielen Informationen über die Brücke. Es gibt zahlreiche Wanderwege durch die Wälder des Bergischen Landes und am südlichen Ende des Parks kann die Wupper mithilfe einer Schwebefähre überquert werden. Die Fähre selbst ist ein Unikat, sie wurde nur für den Brückenpark entwickelt und gebaut.

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Schloss Burg

Die Anlage aus dem 12. Jahrhundert bietet einen wundervollen Ausblick auf das Bergische Land hoch über der Wupper. Durch ihren weiteren Ausbau entstand eine der größten Burganlagen Westdeutschlands. Der Name „Schloss Burg“ kommt von der Erweiterung zum Schloss im 15. Jahrhundert. Das Bürgertum rettete die Anlage Ende des 19. Jahrhunderts vor dem völligen Verfall.

Schloss Burg ist auch ohne Museumsbesuch frei zugänglich. Innerhalb der Anlage gibt es Cafés und Restaurants, Manufakturen und eine Seilbahn, welche die beiden Stadtteile Oberburg und Unterburg miteinander verbindet. Bis voraussichtlich 2025 wird Schloss Burg saniert, sodass nicht alle Gebäude besichtigt werden können.

Tipp: Die Bäckerei direkt neben der Burganlage stellt den traditionellen Zwieback aus der Region noch handgemacht her.

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Schloss Benrath

Das bonbonfarbene Schloss Benrath im Rokokostil und der dazugehörige Park Benrath in Düsseldorf wurden von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz 1755 in Auftrag gegeben. Das Sommerschloss mit Jagdpark, Gärten, Skulpturen und Wasseranlagen lädt zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Des Weiteren sind das Museum für Europäische Gartenkunst und das Museum für Naturkunde im Schloss untergebracht. Das Schloss steht seit 1984 unter Denkmalschutz.

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Düsseldorf

Die Landeshauptstadt hat viel zu bieten, für uns gab es jedoch nur einen kleinen Ausschnitt in Form eines Rundgangs. Der startete an der Kunstakademie und führte direkt zu einem der Ausstellungsorte der Kunstsammlung des Landes Nordrhein-Westfalen, das K20. Danach liefen wir zur St. Lambertus Kirche und dann zur Rheinuferpromenade. Über den Burgplatz und am Schifffahrtsmuseum vorbei ging es zu der Pegeluhr mit Sicht auf den Rheinturm. Nach einem kurzen Stopp führte der Weg über den Marktplatz und dem Jan-Wellem-Denkmal mitten in die Altstadt zur längsten Theke der Welt. Unser Rundgang endete am Corneliusplatz, von wo aus die Gäste alleine über die Königsallee schlendern oder zum Beispiel ein Alt in der Altstadt genießen konnten.

Köln

Der Kölner Dom ist das Wahrzeichen und der Mittelpunkt der Stadt. Selbstverständlich führte unser Weg zum Rhein über den Dom beziehungsweise die Domplatte. Der von 1248 bis 1880 erbaute gotische Dom ist seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe und bereits am frühen Morgen gut besucht. Wir waren immer zur Gottesdienstzeit da, sodass wir nur einen kurzen Blick in den hinteren Teil werfen durften.

Danach liefen wir an dem Petrusbrunnen und dem Paolozzibrunnen vorbei und unter der Hohenzollernbrücke hindurch zur Panorama-Schifffahrt auf dem Rhein.

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Haus der Geschichte

Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn wurde 1994 eröffnet und zählt mit 850.000 Besuchern jährlich zu einem der meistbesuchten Museen in Deutschland. In der Dauerausstellung mit rund 7.000 Ausstellungsstücken können Besucher die deutsche Zeitgeschichte seit 1945 bis zur Gegenwart anschaulich nachvollziehen.

Ich finde, der Besuch ist ein absolutes Muss.
Der Museumseintritt ist frei, wir haben eine anderthalbstündige Führung mitgemacht.

Drachenfels

Auf dem Drachenfels bei Königswinter hat man in 321 m Höhe einen grandiosen Ausblick über das Rheintal und das Siebengebirge. Die Sicht reicht bis nach Bonn, bei gutem Wetter sieht man sogar den Kölner Dom.

Auf dem Drachenfels befindet sich die historische Ruine der Burg Drachenfels, einer Wehranlage aus dem 12. Jahrhundert. Es lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur die Aussicht am Fuße der Ruine oder im Café zu genießen, sondern den kurzen steilen Aufstieg bis zum oberen Aussichtspunkt raufzugehen.

Vom Tal fährt die historische Drachenfelsbahn, die älteste Zahnradbahn Deutschlands, alle 15 min bis zur Ruine und wieder runter. Auf halben Weg liegt das märchenhafte Schloss Drachenburg aus dem 19. Jahrhundert, das besichtigt werden kann.

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Fazit

Es hat mir Spaß gemacht, meine Heimatregion und vermeintlich bekannte Sehenswürdigkeiten noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich habe mal wieder viel gelernt.

Und es hat mich sehr gefreut, dass den Gästen alle Sehenswürdigkeiten gefallen haben, insbesondere vom Ruhrgebiet waren viele schwer angetan.

Komm doch auch mal vorbei!

Viel Freude beim Reisen
Sandra

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