Die läst … äh liebe Literaturrecherche

Die läst … äh liebe Literaturrecherche

Die Literaturrecherche für eine wissenschaftliche Arbeit wird a) oft unterschätzt und b) als lästig angesehen.

Auch ich muss gestehen, dass ich sie zu Beginn meines Studiums doof fand. Allerdings nur, weil es eine ungewohnte Aufgabe war: in einem nervig piependen Computer (MS-DOS) nach Schlagwörtern suchen oder in Karteikarten rumwühlen. Eine bequeme Recherche über das Internet war Ende der 1990er-Jahre noch meilenweit entfernt.

Heute funktioniert die Literaturrecherche leichter.

Aber egal, ob mit Karteikarten oder von jedem beliebigen Standort aus: Wenn du eine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit (oder ein sonstiges wissenschaftliches Werk) schreibst, kommst du nicht um sie herum.

Warum sie wichtig ist und was du beachten solltest, erkläre ich dir in diesem Blogartikel.

Aufwand und Umfang der Literaturrecherche

Ohne Literatur keine Belege, kein theoretischer Hintergrund, kein State of the Art, ergo keine wissenschaftliche Arbeit.

Wissenschaftliches Arbeiten heißt nämlich auch, sich die Literatur aus dem gewählten Fachgebiet genauer zu betrachten. Von dir wird erwartet, dass du einen relevanten Ausschnitt der Literatur zu deinem Thema kennst und dir selbstständig erarbeitest. Selbstverständlich kannst du auch deinen Betreuer um Literaturhinweise bitten, aber der Großteil der zu recherchierenden Literatur liegt bei dir.

Sei dir immer bewusst, dass du mit der Verwendung von Literatur und anderen wissenschaftlichen Quellen die Qualität deiner eigenen Argumentation belegst und unterstützt.

Der Umfang und die Anforderungen an die Literatur variieren dabei stark nach Fachrichtung, Thema oder Fragestellung sowie Art der Arbeit. Rechne damit, dass die Literaturrecherche ungefähr ein Drittel bis die Hälfte der Zeit für deine wissenschaftliche Arbeit einnimmt. Damit meine ich das Suchen und Finden von Literatur sowie die Sichtung und das Lesen.

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Wie viel Literatur sollst du recherchieren?

Die Anzahl der benötigten Literatur beziehungsweise Quellen lässt sich nicht pauschal festlegen. Sie ist wie bereits erwähnt von der Aufgabenstellung und dem Forschungsstand des Sachgebiets abhängig. Meine Faustregel für die minimale Anzahl: Anzahl der Seiten = Anzahl der Quellen. Ich empfehle für Abschlussarbeiten jedoch mindestens die doppelte Anzahl an Quellen (also bei 40-50 Seiten circa 80-100 Seiten), zumal du nicht nur auf Literatur, sondern auch auf andere Quellen wie zum Beispiel Internetquellen zurückgreifen kannst.

Einer meiner Prüflinge war mal der Meinung, drei Literaturangaben für eine Seminararbeit mit ca. 15 Seiten Textumfang wären genug. Das ist definitiv nicht der Fall, vor allem nicht in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften.

Dazu fünf Anmerkungen:

  1. Je umfangreicher die Arbeit, desto mehr Literaturquellen.
  2. Je klassischer das Thema, desto mehr Literatur wird es geben = desto mehr Literaturquellen werden gegebenenfalls auch erwartet.
  3. Bei einer Literaturarbeit werden sicherlich mehr Literaturquellen erwartet als bei einer empirischen Arbeit.
  4. Für die Anforderungen an die Literatur in den Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten schauen (sofern vorhanden).
  5. Bespreche deine Literatur mit deinem Betreuer und frage ihn auch nach individuellen Kriterien und gewünschter Literatur.

Achte außerdem darauf, dass sich deine verwendeten Quellen unterschiedlich zusammensetzen und gewichten. Manche Hochschulen stellen in ihrem Leitfaden sogar gesonderte Bedingungen für die Anzahl und Gewichtung der verwendeten Literatur.

Auf der sicheren Seite bist du mit folgender Zusammensetzung deine Literatur: Monografien, Fachzeitschriften (auf das Ranking achten), Schriftenreihen, Sammelbände, wissenschaftliche Arbeiten wie Doktorarbeiten oder Habilitationen sowie Internetquellen seriöser Seiten.

Denn Literatur meint eben auch wörtlich Literatur und nicht 50 (womöglich unseriöse) Quellen aus dem Internet.

Denke bitte auch daran, dass deine wissenschaftliche Arbeit keine reine Wiedergabe oder Zusammenfassung der recherchierten Literatur ist. Vielmehr beweist du, dass du die Literatur sinnvoll gruppieren und in die jeweiligen Kapitel einordnen kannst.

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Literatur ist ein Bewertungskriterium

Nicht wenige Betreuer (lassen) kontrollieren, ob die im Text verwendeten (Literatur-)Quellen im Sinne der Vollständigkeit auch alle im Literaturverzeichnis aufgeführt sind und umgekehrt.

Ich kontrolliere das zumindest immer stichprobenhaft. Auch, weil ich im Laufe der Jahre einige Arbeiten mit einer sehr nachlässigen Literaturrecherche und einem fragwürdigen Literaturverzeichnis gelesen habe.

Mein fragliches Highlight war eine Arbeit, die nur Internetquellen enthielt. Der Studierende zeigte keinerlei Verständnis für meine Anmerkungen, er habe ja schließlich alles im Internet gefunden.

Achte darauf, dass du mit der Literatur dein zu erforschendes Thema in angemessener Breite und Tiefe abdeckst. Heißt auf Deutsch: Es ist wie erwähnt nicht ausreichend, wenige Bücher als Quelle zu verwenden und/oder seitenlang immer und immer wieder aus ein und demselben Buch zu zitieren. Achte außerdem auf die Aktualität und wissenschaftliche Quellen. Eine einheitliche Gestaltung deines Literaturverzeichnisses ist ebenfalls hilfreich für eine gute Bewertung.

Weitere Bewertungskriterien für eine wissenschaftliche Arbeit kannst du übrigens hier und hier nachlesen.

Wo suchen und finden?

Die erste Anlaufstelle für deine Literaturrecherche sollte deine eigene Uni oder Hochschule sein.

Du kannst in die Universitäts- oder Hochschulbibliothek oder eine der Fachbibliotheken gehen und dich dort an den Computer setzen. Ich persönlich mochte die Atmosphäre von Bibliotheken schon immer. Ich liebe es, durch die ruhigen Räume zu schlendern, entlang der Regale zu stöbern und diesen speziellen Duft einzuatmen.

Selbstverständlich kannst du dich heutzutage auch ohne großen Aufwand in das Bibliotheksportal einloggen und von zu Hause oder jeden beliebigen anderen Ort aus recherchieren.

Das Bibliotheksportal beziehungsweise der/die Bibliothekskatalog/e deiner Uni/Hochschule wird/werden dir verschiedene Optionen zur Recherche anzeigen. Je größer die Bibliothek ist, desto umfangreicher und hochschulübergreifender werden deine Recherche-Möglichkeiten sein.

Pluspunkt 1
Alle Quellen, die du über die Verzeichnisse deiner Hochschulbibliothek/en findest, darfst du verwenden. Du musst dir also nicht mehr groß einen Kopf um die Wissenschaftlichkeit deiner Quellen machen.

Pluspunkt 2
Gibt es in deiner Stadt (wie bei mir in Bochum) gleich eine Uni und mehrere Hochschulen, ist auch eine Ausleihe meistens schnell erledigt.

Als Geografin habe ich übrigens häufig zusätzlich in Stadtbibliotheken oder Stadtarchiven recherchiert. Schreibst du über ein Thema mit einem städtischen Bezug, findest du dort gute Quellen und fachkundiges Personal.

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Tipp 1
Ich empfehle dir, eine Veranstaltung zur Einführung in die Bibliothek und in die Literaturrecherche zu besuchen. Diese Veranstaltungen werden regelmäßig vom Bibliothekspersonal und in der Regel für unterschiedliche Zielgruppen (zum Beispiel Erstsemester/Einsteiger, Studierende in fortgeschrittenen Semestern, verschiedene Fächer oder Wissenschaftler) durchgeführt.

Tipp 2
Auch wenn du an einer anderen Uni/Hochschule oder gar nicht studierst, kannst du dir in der Regel ganz unkompliziert einen Bibliotheksausweis ausstellen lassen. Auch ich nutze einen externen Bibliotheksausweis, um mir Fachbücher für meine Workshops, Vorlesungen oder einfach aus Interesse an einem Thema auszuleihen. Einfach auf der Bibliotheksseite der Uni/Hochschule deiner Wahl nachschauen und die dort angegebenen Unterlagen zur Ausweisbeantragung mitbringen.

Mittlerweile gibt es ja das Internet und diverse Suchmaschinen, die du ebenfalls zur Literaturrecherche nutzen kannst.

Für viele ist sicherlich Google die erste Anlaufstelle. Bei meiner Kollegin Heike Baller findest du 7 Recherchetipps fürs bessere Googeln.

Ansonsten halte dich bei der Suche nach wissenschaftlichen Dokumenten an Google Scholar. Studierst du Medizin, dann findest du medizinische Referenzen bei PubMed. Weitere Möglichkeiten sind auch Datenbanken oder Netzwerke wie ResearchGate oder ScienceDirect.

Wo auch immer du suchen wirst – nimm dir immer ausreichend Zeit für die Erstrecherche deiner Quellen und alle folgenden Rechercheschleifen.

Du brauchst Unterstützung bei deiner Recherche?

Meine Kollegin Heike Baller ist seit 1995 als freiberufliche Rechercheurin tätig. Sie gibt ihr Wissen rund um Suchmaschinen, Datenbanken und den effizienten Umgang mit ihnen in Seminaren zum Beispiel an der Uni Köln oder in 1:1-Coachings weiter. Neben den üblichen Suchorten wie OPACs oder Datenbanken stellt sie Online-Recherchetools vor und verrät dir jede Menge Tricks und Kniffe für deine Literaturrecherche.

Außerdem zeigt sie dir, welche Quellen es für Literatur gibt, wenn die Bibliothek gerade nicht der richtige Ort zum Arbeiten ist. Denn in den letzten zwei Jahren und in Zeiten von Online-Veranstaltungen sind frei verfügbare Texte für viele zusätzlich spannend geworden.

Hier gehts zu Heikes Seite.


Mit einer überlegten Vorgehensweise und gut recherchierter Literatur macht dann auch das Lesen und die Entwicklung der Arbeit Spaß.

Fragen zur Literatur?
Schreib mir gerne eine Nachricht!

Herzliche Grüße & viel Erfolg bei deiner Lietarturrecherche
Sandra




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